Angst vor Gasknappheit: Schweizer stürzen sich auf Elektro-Öfen – kollabiert im Winter das Stromnetz? - 20 Minuten

2023-02-16 16:41:19 By : Ms. Jennifer Zhou

Viele Schweizerinnen und Schweizer, die in gasbeheizten Wohnungen leben, fürchten sich vor Gasmangel im Winter und kaufen deswegen Elektro-Heizgeräte. Doch diese könnten den Stromhaushalt des Landes massiv beeinträchtigen.

Der Verkauf von Elektroöfen ist massiv angestiegen.

Die Geräte gelten allerdings als Stromfresser.

Grund für den Elektroofen-Boom ist die Angst vor Gasknappheit.

Das Geschäft mit elektrischen Heizgeräten brummt: Der Onlinehändler Galaxus etwa gibt gegenüber der «SonntagsZeitung» an, deren Verkauf sei regelrecht explodiert – im Juni wurden satte 370 Prozent mehr elektrische Öfen veräussert als im Vorjahresmonat, im Juli sogar 470 Prozent. Und der Trend zeige weiter aufwärts.

Der Grund: Viele der rund 700’000 Menschen im Land, die in gasbeheizten Wohnungen leben, bangen davor, dass im Winter zu wenig Gas zur Verfügung stehen wird, weil der russische Präsident Wladimir Putin den Hahn weiter zudrehen könnte. Derzeit strömen bloss 20 Prozent der üblichen Menge russischen Gases nach Europa, viele Speicher im Westen sind nicht gefüllt. Auch die Schweiz ist stark vom Gas aus Russland abhängig.

Dieser Trend beunruhigt Experten. Denn würden alle Bewohner gasbeheizter Wohnungen auf die Wärmeerzeugung per elektrischer «Notöfen» umsteigen, hätte dies fatale Folgen für das Stromnetz in der Schweiz. «Der Einsatz Tausender elektrischer Notheizungen kann zu grosser Instabilität für den Energiehaushalt der Schweiz führen», wird Michael Frank, Direktor des Verbandes Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE), zitiert. «Dann hätten wir nicht nur beim Gas, sondern bald auch beim Strom ein grosses Problem.»

Würden nur 30 Prozent des Gasverbrauchs für Heizungen mit Strom kompensiert, würde dies gemäss einer Hochrechnung der «SonntagsZeitung» den Verbrauch im Land in den kalten Monaten um vier Terawattstunden in die Höhe treiben – diese Menge entspricht der Hälfte der Energie, die in Schweizer Stauseen für den Winter bereitsteht. Diese würden so wesentlich schneller geleert.

Wie heizt du deine Wohnung? 

Für den Fall, dass kein Gas mehr zur Verfügung steht und auch zu wenig Strom für elektrisches Heizen da ist, haben die Behörden keine Lösung. Ein Notfallplan sieht zwar vor, dass die Bevölkerung zum Sparen aufgerufen wird und die Wirtschaft sich einschränken müsste, doch wenn trotz dieser Bemühungen zu wenig Energie da wäre, blieben die Wohnungen kalt. Und eine Rückkehr zum Heizen mit Holz ist nur für die wenigsten Wohnungen möglich.

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