Larissas Leckereien Folge #3: Fasnachtsküchle aus Westhausen

2023-02-16 16:36:48 By : Mr. Leon Chan

In der Schweiz gibt es Chüechli, in Berlin Pfannkuchen, im Rheinland die Mutzen, in großen Teilen Deutschlands Berliner, und auf der Ostalb gibt es Fasnachtsküchle oder sogenannte Ausgezogene.

Wie das beliebte Gebäck aus Hefe auch heißt und in welcher speziellen Form es ausgebacken wird – in vielen Regionen ist es besonders rund um die Faschingszeit beliebt. Auch bei der Handwerksbäckerei Mack in Westhausen wird das Siedegebäck in den kalten Monaten tausendfach hergestellt.

Arthur Senger, Produktionsleiter bei der Handwerksbäckerei Mack in Westhausen, geht davon aus, dass der saisonale Verkauf noch ein Relikt der Vergangenheit ist. „Diese fettgebackenen Sachen sind kalorienreich und der Körper verlangt in der kalten Jahreszeit nach Energie – da sind solche Gebäcke ein toller Energiespender“, erklärte er im Gespräch mit der „Ipf- und Jagst-Zeitung/Aalener Nachrichten“.

„Heute ist das natürlich nicht mehr ganz so gefordert wie früher, als die Menschen noch viel mehr körperlich tätig waren und sie darin wahrscheinlich einen richtig tollen Energielieferanten gesehen haben.“

Ein weiterer Grund für die beliebte Faschingstradition könnte sein, dass die Leute vor Aschermittwoch ihre Eier, Milchprodukte und Schmalz noch aufbrauchen wollten, da diese neben anderen tierischen Erzeugnissen in der Fastenzeit verboten waren.

In manchen Gegenden Süddeutschlands heißt der Gumpendonnerstag daher im Übrigen auch „schmotziger“ Donnerstag, was in den alemannischen Dialekten mit „fettig“ übersetzt werden kann.

Dieser Donnerstag vor Aschermittwoch war in der kirchlichen Tradition der letzte Schlachttag vor Ostern. Während sich die Fleischprodukte zumindest bedingt konservieren ließen, mussten Nebenprodukte wie Schmalz zeitnah verbraucht werden – zum Beispiel zum Ausback-en der Fasnachtsküchle.

Die Küchle bestehen traditionell aus einem Hefesüßteig, bestehend aus Mehl, Eiern, Fett, Zucker, Hefe und Salz. Letzteres soll dem Teig als Mineralspender die nötige Stabilität geben, so Senger. Entscheidend für ein weiches Endergebnis sei auch, den Teig vor dem Gehen gründlich durchzukneten. „Damit sich das Küchle so wenig wie möglich mit Fett vollsaugt“, erklärte der Produktionsleiter.

Wie sich um den Ursprung der Küchle regionale Geschichten ranken, geht auch die Form der sogenannten Ausgezogenen auf mündliche Überlieferungen zurück, wie der Bäcker im Gespräch weiter erzählte. So sollen sich die Bäckerinnen früher die Teiglinge über ihr Knie gezogen haben, um sie in Form zu bringen. Nur so entstehe in der Mitte eine feine Teighaut, die anschließend im heißen Fett knusprig ausgebacken wird.

„Wir haben tatsächlich auch ein kleines Casting bei unseren Bäckerinnen durchgeführt, ob wir das passende Knie finden, um diese Ausgezogenen darüber zu ziehen, aber leider kein passendes gefunden“, scherzt Senger. „Aus produktionstechnischen Gründen haben wir uns deshalb für die ovale Form entschieden.

Stimmen Konsistenz und Form, erledigt eine Art Heißluftfritteuse das Übrige. Dabei werden die in einem heißen Fettbad liegenden Küchle von unten gebacken und gleichzeitig von oben mit Wasserdampf benetzt, sodass der Teig wie eine Dampfnudel weiter aufgeht. Statt Schweineschmalz verwendet die Bäckerei palmfreies Pflanzenfett als vegetarische Alternative.

Je nachdem, mit welcher Färbung das Gebäck auf der anderen Seite des Heißlufttunnels wieder herauskommt, kann Senger dort bereits feststellen, ob es gelungen ist. „Wenn der schön hoch ist und nicht eingefallen, dann ist es eigentlich ein gutes Zeichen für ein ordentlich gebackenes Fettgebäck.“

Fertig gebacken, fehlt dann nur noch die Zimt-Zucker-Panade. Danach sind die Küchle bereit, an die Filialen geliefert zu werden – und kommen so schließlich auch unter das närrische Volk, um ihm angesichts der anstehenden Bälle, Umzüge sowie anderem närrischen Treiben in den kommenden Tagen als kleine Stärkung für zwischendurch zu dienen.